Wie oft hatte ich im Gedanken schon den Lauf absolviert. Ich stellte mir vor, wie ich durch den Schlamm robbte, über Holzwände krabbelt, durch das Schaumbad glitschte. Ein bisschen außer Atem und in dem Bewusstsein, das schwächste Glied im Team zu sein, aber dennoch ein echter Superheld. Ich bin überzeugt, dass wir es geschafft hätten. Und war schon jetzt stolz, auf alles was wir erreicht hatten. Wir hatten uns sogar schon vorgestellt, das wir dann im Ziel stehen würden und ein Foto machten. In unseren Händen ein Schild mit den Worten „Danke fürs Fitmachen, Outdoor Gym Rhein Sieg!“. Doch es kam alles anders. 60 Zentimeter reichten, um „Madame Maus und den Schlammduscher“ den Gar aus zu machen. Was für eine Ironie.
Ein halbes Jahr Training liegt hinter mir. Ich habe gelernt, zu laufen. Ich kann Liegestütze, sogar ein paar Diamant-Liegestütze. Ich kann keine Klimmzüge, aber man erahnt schon, was es mal werden soll, wenn ich weiterhin trainiere. Ich habe gelernt meine Angst in der Höhe zu kontrollieren. Jedenfalls meistens. Und das es oft eine Technik-Frage ist, Hindernisse zu überwinden. Ich kann meinen Körper – zumindest zeitweise – halten. Und habe Muskeln kennengelernt, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Ach ja, und mit dem Muskelkater bin ich inzwischen „best buddy“. Ich vermisse ihn sogar, wenn wir lange nichts voneinander gehört haben, und freue mich, wenn es mal wieder zwickt. Es klingt perfekt. Die perfekte Form für den perfekten Lauf. Doch es kam anders.
Wir waren gerade beim letzten Hindernis-Training in den Woodlands. Outdoor Jim kletterte über einen Balken, der nur knapp über den Boden führte. Ein reiner Balance-Akt, doch heute besonders schwierig, weil es gestern Abend geregnet hatte und das Holz noch ganz nass und rutschig war. Und dann passierte es: Outdoor Jim rutschte ab, landete fies und brach sich das Fersenbein.
Das Fersenbein ist der größte Knochen im Fuß. Er ist die Voraussetzung, dass wir gehen können und muss tagtäglich eine Menge Druck aushalten. Übrigens: Ganz hinten dran hängt auch die Achillessehne. Und da schließt sich der Kreis der Superhelden. Auch den griechischen Helden Achill hielt man für unverwundbar. Doch der Pfeil des Paris der in seiner Ferse landete, brachte ihm den Tod. Glücklicherweise waren beim Outdoor Jim keine Waffe im Spiel. Aber Schmerzen hatte er dennoch und er war für mehrere Wochen außer Gefecht – an den Lauf war für ihn also nicht mehr zu denken. Dem Team war klar, Jim war unser Anführer. Er brachte das Rudel immer sicher ans Ziel. Ohne ihn, wollten wir das Rennen nicht machen. So brachte der Sturz also das vorzeitige Aus unserer „krass-fit-challenge“.
Ich gebe zu, das war ein Schlag, den keiner erwartet hatte und der uns mächtig niederschmetterte. Aber wenn ich eins von Superhelden gelernt habe, dann war es, dass die nicht aufgeben. Und in den Serien war genau so ein Moment die dramatische Wendung, die der Vorbote einer zweiten Staffel war. Es bleibt somit nur eins: Nach vorne schauen.
Also, merkt es euch, ihr verschwörerischen Widrigkeiten dieser Welt: WE’LL BE BACK!