Um unseren großen Gegner „Extremhindernislauf“ zu bezwingen, analysieren wir die Gefahr. Beginnen wir erneut von hinten, mit dem letzten Wort: LAUF. Ich bin keine große Läuferin und schaffe höchstens zwei Kilometer, bis ich das Gefühl habe, in meinem Körper ist der Notstand ausgebrochen. Doch ein Superheld muss schnell sein. Deswegen mache ich mich zusammen mit Outdoor Jim zu den Friedensbergen, wo wir gemeinsam mit Runtastico trainieren wollen. Doch eins hatte ich nicht bedacht: Ein fieser Schurke ist mir bereits dicht auf den Fersen.
Kilometer 0: Jede große Reise beginnt mit einem ersten Schritt, denke ich, als ich mich mit Runtastico und Outdoor Jim zu einer Trainingseinheit bereit mache. Während die beiden Superhelden ihre Muskeln strecken und dehnen, schüttele ich meinen Speck. Wer sagt denn, dass es nur eine Art gibt, sich warm zu machen?!
Kilometer 1: Die Herren haben noch nicht einmal bemerkt, dass wir bereits losgelaufen sind, da schießt mein Puls bereits durch die (Schädel)decke. Aber das hat auch etwas Gutes, sollte es jetzt dunkel werden, mein Kopf würde uns den Heimweg leuchten.
Kilometer 2: Da ist es, das vertraute rasselnde Geräusch meines Atems. Eine Kakophonie der Keuchtöne begleitet von einem ungleichen Beat aus Schnappatmung – der Soundtrack meiner Lauftouren.
Kilometer 3: Ich schrecke zusammen. Ein seltsames Grunzen ist neben mir zu hören. Ich blicke zur Seite und da sehe ich es: eine widerliche haarige Gestalt mit einer mächtigen großen Nase. Das Monstrum streckt seine mit Krallen besetzten Klauen wie zum Gruße nach oben und salutiert mit einem tiefen, kehligen Laut. Verdammt, das ist ein waschechter Schweinehund.
Kilometer 4: Der Überlieferung nach heißt es, wenn dich ein Schweinehund erst einmal erwischt hat, gibst du auf, egal wie stark du bist. Es gilt hier also, nicht lange nachzudenken. Ich mobilisiere meine geheimen Kraftreserven und sprinte los. Das Monster bleibt mir dicht auf den Fersen. Ich kann es riechen, eine Mischung aus nasser Hund und Mundgeruch. Zack. Seine mächtige Pranke streift meinen Rücken. Glück gehabt, es verfehlte mich knapp.
Kilometer 5: Runtastico und Outdoor Jim fegen fröhlich vor mir den Weg entlang. Den Schweinehund bemerken sie nicht. Scheinbar kann nur ich ihn sehen. Da geht es plötzlich bergauf. Ich kämpfe, doch meine Muskeln gehorchen mir nicht mehr. Ich werde zu langsam. Der Schweinehund nimmt Anlauf und springt auf meine Schultern. Jetzt trage ich ihn huckepack und die ganze Last dieses Fieslings liegt auf mir. Er hat mich im Würgegriff. Mir wird übel und das Frühstück will wieder heraus. Seine Pranken drücken auf meine Lungen, so dass ich kaum noch Luft bekomme. Was für ein schweres Viech! Mindestens hundert Kilo schleppe ich nun zusätzlich, so dass ich meine Füße kaum noch vom Boden heben kann.
Kilometer 6: Lange halte ich das nicht durch. Ich schaue mich um, suche nach Hilfe. Doch am Wegesrand sind nur Bäume und Büsche zu sehen. Runtastico und Outdoor Jim sind berauscht von der Geschwindigkeit. Sie können mir nicht helfen. Es bleibt nur eins: ein Kampf zwischen Frau und Schweinehund. Ich versuche das Monstrum von meinen Schultern zu wuchten, verliere dabei das Gleichgewicht, torkele zur Seite, komme vom Weg ab und verschwinde hinter einen Busch. Jetzt bist du dran, Schweinehund!
Kilometer 7: Großartig! Der Schweinhund und ich hatten ein klärendes Gespräch. Nun fühlt es sich an, als würde ich auf ihm reiten. Mag daran liegen, dass es bergab geht. Doch das ist mir egal. Ich spüre einen leichten Windhauch in meinem Gesicht, dafür aber meine Beine nicht mehr. Jetzt bin ich nicht mehr zu bremsen!
Kilometer 8: Wie lange geht das hier eigentlich noch? Ich kann den Schweinehund nicht mehr länger ruhig halten. Sicherlich springt er gleich wieder auf meine Schultern. Ich kann nicht mehr. Ganz ehrlich. Jeder Schritt ist eine Qual. Ich bin kurz davor, aufzugeben.
Kilometer 9: GESCHAFFT! Ein Feuerwerk der Glückshormone durchströmt meinen Körper zu den Klängen von „Freude schöner Götterfunken“. Im Gedanken tanze ich wie Lady Gaga über den Bürgersteig. In Wirklichkeit kann ich mich gar nicht mehr bewegen. Der Schweinehund ist weg. Ich muss ihn kurz vor Ziel abgeschüttelt haben und nun verendet er in irgendeinem Straßengraben. Das geschieht dir recht, du elender Halunke! Endorphine umarmen mich wie jubelnde Fans! Mit letzter Kraft erreiche ich jetzt auch die beiden Superhelden, die ich während des ganzen Laufs nur von hinten gesehen habe. Sie lächeln fröhlich und … nun ja … sagen wir, es geht ihnen ähnlich wie mir: Outdoor Jim höre ich leicht keuchen, Runtastico ist endlich aufgewärmt. Doch nichts von alldem schmälert mein gutes Gefühl, es geschafft zu haben!